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    HASSLIEBE | Begriffsbestimmung | Gastbeitrag von Anna Morph

     

    Hassliebe – mit diesem Bergriff verbinden vermutlich die meisten Menschen eine persönliche Geschichte zu einem anderen Menschen oder einer Sache. Das Wörterbuch definiert den Begriff sehr allgemein als „...eine starke emotionale Beziehung zu jemandem oder etwas, die sich mal in Zu-, und mal in Abneigung äußert...” Die individuellen Äußerungen sind dabei natürlich so unterschiedlich wie die Menschen selbst.

    Das Besondere an dieser Emotion ist jedoch einmal die Kombination aus zwei Empfindungen, die sich eigentlich auf den ersten Blick ausschließen und gleichzeitig die Verbindung von zwei Emotionen, die für sich allein genommen schon zu den extremsten Gefühlen zählen, die ein Mensch vermutlich empfinden kann. Unter Hass wird allgemein die stärkste Form der Abneigung, Verachtung und Abwendung verstanden, die sich in verschieden intensiven negativen Gefühlen äußert. Aus der Psychologie ist bekannt, dass Hass keine affektiv spontan entstehende Emotion ist, sondern in den meisten Fällen durch lang anhaltende, tiefe Verletzungen entsteht. Dabei spielt die Vernunft eine bedeutende Rolle, denn diese plant und kontrolliert das Beenden dieser Verletzungen.

    Die Liebe hingegen ist allgemein die stärkste Zuneigung und Wertschätzung eines Menschen gegenüber eines anderen Menschen. Die Vernunft ist in der Liebesempfindung weniger von Bedeutung, da die Zuneigung und Verbundenheit zwischen Menschen rational kaum erklärt werden kann sowie die Liebe den Zweck oder Nutzwert einer intersubjektiven Beziehung entbehrt und sich häufig in bedingungsloser Hingabe äußert.

    Wie ist diese Verbindung von Hass und Liebe in einer Komposition dann zu erklären? Schließen sich diese beiden Gefühle wirklich so deutlich aus?

    Fest steht, dass sich Individuen seit jeher mit dieser starken und komplexen Gefühlslage auseinander gesetzt haben. Der römische Dichter Catull schrieb bereits im 1. Jahrhundert vor Christus sein wohl berühmtestes Gedicht:

    „Odi et amo. Quare id faciam fortasse requiris.

    Nescio. Sed fieri sentio et excrucior.“

     

    Zu Deutsch:

    Ich hasse und ich liebe. Warum fragst Du vielleicht.

    Ich weiß es nicht. Ich fühl´s, und es kreuzigt mich.

     

    Catull bringt in diesen kurzen Zeilen bereits die Widersprüchlichkeit beider Empfindungen zum Ausdruck, deren starker Wechsel von Zu-und Abneigung das lyrische Ich in einen Zustand der quälenden Zerrissenheit versetzt.

     

    Aus der aktuellen Hirnforschung ist bekannt, dass die Empfindungen von Hass und Liebe im Gehirn den gleichen Ursprung haben, sich neurologisch also gar nicht unterscheiden. Studien haben gezeigt, dass Hass und Liebe gleichermaßen die Putamen, Kerngebiete des Großhirns, sowie deren Inselrinde aktivieren, wenn die Testpersonen sowohl gehasste als auch geliebte Personen gezeigt bekamen. Zudem zeigt sich, dass die Inselrinde auf beunruhigende Reize reagiert. Denn sowohl Liebe als auch Hass beunruhigen den Menschen, wenn auch in unterschiedlicher Auswirkung. Hass und Liebe teilen sich also zwei Hirnareale und können jeweils Bereiche der Aggression sowie der romantischen Liebe empfinden. Neurologisch betrachtet kann das Gehirn also nicht eindeutig und unmittelbar zwischen einem Liebes- oder Hassreiz unterscheiden.

    Diese wissenschaftlichen Befunde machen deutlich, dass Hass und Liebe also tatsächlich ähnliche Empfindungen und somit auch ähnliches Verhalten auslösen können.

    Dadurch lässt sich auch leichter die gleichzeitige Empfindung beider Extreme erklären, man kann jemanden lieben, auch wenn man gegen ihn oder sie tiefe Abneigung empfindet und hasst, was in dem Sprichwort „man kann nicht mit ihm/ihr und auch nicht ohne ihn/sie“ ausgedrückt wird. Aus Liebe kann Hass entstehen und wo Hass endet, kann Liebe beginnen. Hass und Liebe schließen sich also nicht gegenseitig aus, sondern begegnen sich in der Gefühlslage der unerfüllten Hoffnungen, Enttäuschungen und im Schmerz. In diesem Spannungsfeld bricht sich Hassliebe häufig in Aggression gegen sich selbst oder gegen andere Bahn. Im besten Falle regt dieses Gefühl die Kreativität des Einzelnen an und inspiriert zum Schaffen neuer Ausdrucksformen wie Gedichte, Essays, Fotos, Illustrationen oder anderem. Das war schon bei den alten Römern zu Catulls Zeiten so und hat sich seit jeher nicht geändert, wie diese aktuelle Ausgabe vonkraftausdruck dokumentiert.

     

    zur Gastautorin

    Foto: Anna Morph

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