
Eine Geisterstunde
zusammengestellt von Nina OderDoch
Durch die Nacht mit ...
Eine Nacht, zwei Gäste und hoffentlich unterhaltsame Geschichten. In der Dokumentarreihe „Durch die Nacht mit...“ lässt ARTE im Auftrag des ZDFs Persona aus der Kunst- und Kulturszene aufeinander treffen. Überwiegend in Deutschland und Frankreich streift das Paar durch eine Stadt und erzählt sich ein Schwank aus der mal Jugend mal Gegenwart. Keine Moderation vermittelt, was episodenweise auch zu lähmende Langeweile führen kann (Don’t watch Tom Schilling und Olli Schulz), aber durch die Produzenten mittels Konstellation, auftretenden Gästen und persönlichen Stippvisiten weitestgehend vermieden wird. Zuletzt trafen sich der Chefredakteur von Charlie Hebdo Gérad Biard und die ukrainische Femen-Aktivistin Inna Schwetschenko unter Polizeischutz und diskutierten über Feminismus und Religionskritik.
Seit 2002, regelmäßig in Neuauflage sowie Wiederholung im TV und meist bei YouTube auffindbar (u.a.)
Dirk Nowitzki und Till Brönner,
Nina Hagen und Katharina Thalbach,
Christoph Schlingensief und Jörg Immendorff,
Sibylle Berg und Katja Riemann,
Bastian Pastewka und Frank Plasberg,
Liza Minnelli und Fritz Wepper,
Wolfgang Joop und Bill Kaulitz,
K.I.Z. und Kraftklub,
Serdar Somuncu und Anne Will.
Pinky and the Brain
„Hey Brain, what you wanna do tonight?“
„The same thing we do every night, Pinky. Try to take over the world.“
Wer hat auf die wochenendlich wiederkehrende Frage:
„Was hast du eigentlich morgen Abend vor?“ diesen schlechten
Scherz nicht schon mal gebracht. Tatsächlich 1995 von (DEM)
Steven Spielberg entwickelt, versuchen die Labormäuse Pinky
and the Brain vier Staffeln lang, immer wieder aufs Neue die
Weltherrschaft an sich zu reißen. Zum Glück scheitern sie dabei
kläglich. Ganz nebenbei erklären sie auch noch wissenschaftliche
Praxis und Historie Eine von jeder Nacht, die kein Comic-Nostalgiker
verpasst haben sollte. Und vielleicht auch eine gute Vorbereitung
auf die ganzen Irren derzeit um uns herum.
„What are we do tomorrow?“
GEISTER – Shakespeares Zwischenwelt
Geister sind Wesen mit übernatürlichen Fähigkeiten und doch menschlichen Zügen. Landläufig sagt man, dass sie um Mitternacht ihr Unwesen treiben. In diesem Fall treten sie schon 21 Uhr auf. Bei der diesjährigen Performance-Night im Mecklenburgischen Künstlerhaus Schloss Plüschow beschwört ein Schauspielkollektiv die Geister aus Stücken von William Shakespeare herauf.
Der Drang nach Freiheit. Der Wunsch nach Unabhängigkeit. Die Sehnsucht nach Rache. Die Gier nach Genugtuung.
Eine Inszenierung von OderDoch (Anna Schimrigk und Nina Rathke).
im Künstlerhaus Schloss Plüschow
Die Oscars
Leonardo DiCaprio weiß, was es bedeutet, ihn endlich mal in den
Händen zu halten. Es ist der gefeierte Filmtraum. Am 24. Februar
gibt es die alljährliche Möglichkeit die eigenen Durchmach-Skills
jenseits des Berghains zu testen und stundenlang dem Hollywood-
glamour oder der nervtötenden Werbepausen zu erliegen. Zu-
mindest bis zum Auftritt von Meryl Streep muss der Mate-Tee
wirken. Nach den Globes hat sie sicher noch einiges zu sagen.
Dafür ist Angst vor Michalskys Styletipps groß, aber der ja zum
Glück nur im Vorbericht was zusagen. Der wahre Showmaster des
deutschen Teppichabschnitts Scout Scott Orlin ist wieder für uns
da und Steven Gätjen nach einjähriger Pause zum Glück auch.
Danach folgt (Moment sieht der Michalsky etwa ähnlich) Jimmy
Kimmel – Gastgeber der Nacht – der einzig wahren Nacht für
Hollywood-FilmliebhaberInnen. „The Oscar goes to...“
Nightcrawl – Jede Nacht hat ihren Preis
Unfälle, Verbrechen, Mord. In den düsteren Geschehnissen L.A.s
findet Lou Bloom (Jake Gyllenhaal) seine Erfüllung des ameri-
kanischen Traums. Als Kameramann liefert er für den lokalen
TV-Sender die richtigen skrupellosen Bilder. Ein Arbeitsmetier
in dem fehlende Empathie hilfreich und gefährlich werden kann.
Für die Rolle bereitete sich Gyllenhaal gewohnt intensiv vor und
musst ins Krankenhaus eingeliefert werden, nachdem er einen
Spiegel zerschlug.
The Dark Rooms
„Dunkelheit und Weite können dem Betrachter eine ungestörte Kunsterfahrung ermöglichen.“ meint Initiator Sven Sauer. Das Publikum zieht sich mit Konzept „The Dark Rooms“ ins Dunkel der Willner Brauerei in Pankow. Durch fehlendes Licht will das Kollektiv der schnelllebigen Kunstwahrnehmung entgegentreten. Die Kunst soll wichtiger werden als das Who’s Who’s an BesucherInnen. Da nur die Kunstwerke beleuchtet sind, wird das Betrachten unsichtbar. Nicht ganz einzigartig – auch in der Halle am Berghain stapft man regelmäßig durch kaum beleuchtete Gänge – treibt es „The Dark Rooms“ wohl auf die Spitze. Für 2017 ist eine zweite Ausgabe geplant.
Domian
Elf Jahre lang half und stritt Jürgen Domian in seiner im
Fernsehen ausgestrahlten Radiosendung mit AnruferInnen.
Auch wenn die letzte Sendung in der Nacht vom 16. zum
17. Dezember 2016 ausgestrahlt wurde, darf in unserer
Sammlung ein kurzer Verweis auf einen der interessantesten
Nacheulen der deutschen Medienlandschaft nicht fehlen.
R.I.P. und im YouTube Archiv. Ob Die Frau aus Hack, der
Glaube an eine flache Erde oder Die Gedankene eines
Reichsbürgers. Domian war skurill und zur Erforschung
der Spezies Mensch eine Paradesendung – wobei sogar
Außerirdische anriefen.